Am vergangenen Wochenende waren wir wieder einmal im Wildnisgebiet Dürrenstein unterwegs. Das ist dort, wo der Wald noch Wald sein darf und nicht nur als banaler Holzacker herhalten muss.

Die Ybbs bietet hier viele versteckte, wunderschöne Plätze um sich an heißen Wandertagen zu erfrischen.


Sogar die Städter aus Wien erfrischen sich am Wasser aus diesem Gebiet: Die Stadt Wien wird im Normalbetrieb zu 100 Prozent mit Quellwasser aus den niederösterreichisch steirischen Alpen versorgt. Dank der ausgezeichneten Qualität des Quell-Wassers muss dieses auch nicht mehr aufbereitet werden. In unterirdischen Leitungen wird dies zum Teil durch die Berge geführt und gelangt im natürlichen Gefälle ohne eine einzige Pumpe bis nach Wien. Auf seiner Reise durchfließt das Wasser 30 Aquädukte.


Am ersten Tag haben wir uns erstmals am Eulenweg und in einem dahinter liegenden Wald umgeschaut.


Gleich am Anfang des Weges sind wir der Zauneidechse begegnet. Ein Tier, das in ganz Österreich vorkommt und unterschiedliche Lebensräume nutzt.
Obwohl die Zauneidechse als sehr anpassungsfähig gilt, wird sie dennoch aufgrund von Lebensraumverlust als zunehmend gefährdet eingestuft und ist geschützt.

Am Rande einer Wiese steht der Natternkopf, ein Verwandter des Boretsch und des Beinwells. Er wurde als Heilkraut bei Verstauchungen, Wunden, Quetschungen, aber auch gegen Schlangenbisse angewendet, wie sein Name bereits andeutet.

Unmittelbar danach sind wir auch gleich auf die dazugehörige Schlange gestoßen, eine melanisierte Blindschleiche. Mitten am Weg genießt sie offenbar die wärmenden Sonnenstrahlen. Bevor sie das Feld räumt bäumt sie sich noch einmal auf, was bei einer Schlange dieser Größenordnung eher trotzig als gefährlich wirkt. Danach ist sie zügig in den Grasrand des Weges zurückgekehrt und ward nicht mehr gesehen.



Der dahinter liegende Wald gehört bereits zum Wildnisgebiet, die Anzahl an Baumschwämmen ist hier schon beachtlich. Das liegt an der großen Menge Totholz, das hier nicht wie in Wirtschaftswäldern sofort ausgeräumt wird.

Sogar der Borkenkäfer, vor dem sich die Betreiber von monokulturellen Fichtenplantagen wie der Teufel vorm Weihwasser fürchten, darf hier ungestört sein Unwesen treiben. In natürlichen Wäldern wird dieser nicht unbedingt als Schädling gesehen, weil auch er seinen Beitrag zum ökologisches Gleichgewicht leistet. Er befällt dort niemals alle, sondern bevorzugt bereits geschwächte Bäume. Dabei schafft er (in den danach abgestorbenen Bäumen) Lebensraum für viele Insektenarten sowie lichte Freiflächen für die gesunden Nachkommen angrenzender Baumpopulationen.



Am zweiten Tag durften wir wieder an einer Exkursion des Wildnisgebietes Dürrenstein mit Werner Gamerith teilnehmen. Mit seinen 81 Jahren ist er topfit und noch agiler unterwegs, als viele der an Jahren deutlich jüngeren Teilnehmer. Die Exkursionen mit ihm sind immer ein besonderes Erlebnis. Sein botanisches Wissen ist immens, seine Liebe zur Natur und seine Neugierde am Wegrand stets was zu entdecken sind groß und seine Geduld das alles auch verständlich zu erklären ist schier endlos. Da er selbst fotografiert, besitzt er auch viel Verständnis für alle, die sich jene Zeit für ein Motiv nehmen, welches dieses benötigt.

Die Route führt von den Rothschildteichen über die Ybbstalerhütte (1.343 m) weiter auf den Noten (1635 m). Nachdem es den ganzen Tag über drückend heiß war, waren wir am Ende ziemlich erledigt. Gemeinsam tauchen wir nach der Rückkehr in die Ybbs und trinken noch ein kühles Bierchen aus der Kühlbox, welches auf uns brav am Parkplatz gewartet hat.
Im folgenden noch ein paar Bilder von der Gegend und von den Pflanzen am Wegesrand.


Angeblich kann man den Wundklee sogar bei Ohrenleiden in die Ohren stecken.

Die Laubblätter am Stängel der Akeleiblättrigen Wiesenraute enthalten einen gelben Farbstoff der zum Färben von Wolle genutzt wurde. Die Blätter ähneln denen der Akelei verblüffend. Die Pflanze wurde früher als Heilkraut gegen Wechselfieber angewendet.

Die Nelkenwurz gehört zu den Rosengewächsen.


In der Volksmedizin dient das Habichtskraut zur Stärkung der Sehkraft, so dass man scharf sehen kann wie ein Habicht. Es ist adstringierend und entzündungshemmend.

Angeblich weil sie so „kuhschellig“ ist wenn man sie angreift, wie ein Teilnehmer der Exkursion behauptet hat. 😉


Die Berg-Flockenblume war ein Heilkraut der Volksmedizin, wird heute aber nicht mehr genutzt.


Die Veränderliche Krabbenspinne ist ein Ansitz- oder Lauerjäger, mit Tarnung vor Fressfeinden. Veränderlich deshalb, weil sie ihre Farbe den Blüten anpassen kann.

Die Bibernellwurzeln gelten als gutes, mildes Expektorans (Husten lösendes Mittel) bei Bronchitiden oder Katarrhen der oberen Luftwege. Teezubereitung oder verdünnte Tinkturen eignen sich zum Gurgeln. Harntreibend und gegen Verdauungsstörungen.










