Wieder einmal ein ganz toller Gastbeitrag von Maria-V. Fischer (gepr. Aroma- und Kräuterpraktikerin, Kräuterpädagogin, Käserin). Auch alle Fotos in diesem Beitrag sind von ihr.

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Tannenblüte (ungewöhnlich hohe Blütendichte)
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Fichtenblüte

Nadelwaldtee? Was ist das jetzt schon wieder…?
Ganz einfach: man gehe mit einer Baumschere in einen Nadelwald und schneide ein paar Zweiglein ab! Oder man zupfe die einzelnen Nadeln mit den Fingern ab…
Damit ist das gewünschte Material für einen Nadelwaldtee vorhanden.
Hier geht alles, was ein Baum ist (oder Strauch im Fall von Wacholder) und Nadeln hat, solange sie nicht Eibe oder Thuja heißen, weil diese giftig sind. (s. Fotos ganz am Ende). Man sollte also nur nehmen, was man ganz sicher richtig bestimmen kann!

Essbar, bzw. trinkbar sind folgende in unseren Wäldern wachsende Kandidaten:

1. Fichte – Picea abies

Das ist das „Zeug“ mit den stechenden Nadeln, was gern als „Tanne“ bezeichnet wird aber keine ist! Macht gefühlte 90% unserer österreichischen Forstwirtschaftsflächen aus… und dürfte hinlänglich bekannt sein. Die Form der Nadeln ist im Querschnitt rundlich bzw. mehr oder weniger vierkantig. Die Zapfen – auch als „Bockerl“ bekannt – sind ca. 15 – 20cm lang, hängen im reifen Zustand am Ast herunter und fallen als ganzes auf den Boden – wohingegen die Tannenzapfen nach oben stehen und nicht als ganzes abfallen, sondern erst die Schuppen und Samen verlieren. Man findet dann nur mehr die Mittelrippe am Boden.

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Fichtenzweig
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Fichtenzapfen

2. Tanne – Abies alba

Sie sieht für viele aus wie eine Fichte, da die Wuchsform relativ ähnlich ist, hat aber weichere, nicht stechende, platte Nadeln, die an der Spitze abgerundet sind und auf der Unterseite der Nadeln zwei weiß bereifte Streifen besitzen (s. Foto). Sie sind seitlich vom Ästchen angeordnet, im Unterschied zu den Fichtennadeln, die eher rundherum um den Ast angeordnet sind und haben eine dunkelgrünere Farbe als Fichtennadeln. Bei uns eher nicht soo häufig anzutreffen. Für Christbäume werden meist ihre Verwandten, Blau- bzw. Edeltannen (Abies nobilis) angepflanzt. Hier sollte man mit der Schere lieber fern bleiben, auch wenn sie theoretisch genauso verwendbar wären…

Kurz gesagt: Fichte sticht – Tanne nicht!

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Tannenzweig, Oberseite
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Tannenzweig, Unterseite

3. Zirbe / Zirbelkiefer / Arve – Pinus cembra

Die Zirbe trägt längere Nadeln als Fichte oder Tanne, welche im Querschnitt dreieckig sind und immer in fünferbüscheln wachsen. Die Zapfen sind rundlich und haben im reifen Zustand eine bläuliche Färbung. (s. Zeichnung)

4. Kiefer / Waldkiefer / Föhre – Pinus mugo

Viel längere Nadeln als die bisher beschriebenen und jeweils zwei zusammen besitzt die Kiefer. Wenn man am Baum die Rinde entlang nach oben schaut, kann man die sog. Spiegelrinde sehen, das ist die rötliche Färbung der Rinde im oberen Bereich. Die Zapfen sind kugelig-spitz, braun und kleiner als die der Zirbe.

5. Latsche / Bergkiefer – Pinus mugo

Diese wächst eher in höheren Regionen an der Baumgrenze, wo sie diese zu einem Großteil ausmacht. Ich finde sie sehen immer ein bisschen plattgedrückt aus, was u.a. mit der Schneelast zu tun hat, welche sie im Winter tragen. Sie hat, wie die Waldkiefer, ihre Nadeln in Paaren angeordnet. Die Zapfen sehen den Kiefernzapfen sehr ähnlich.

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Pinus mugo – Kiefer / Föhre, Zeichnung von Maria-V. Fischer
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Pinus cembra – Zirbelkiefer / Arve, Zeichnung von Maria-V. Fischer

6. Lärche – Larix europaea (Synonym: L. decidua)

Der einzige bei uns heimische Nadelbaum, welcher nicht immergrün ist! Die Lärchen haben nur im Sommerhalbjahr Nadeln, die sich im Herbst so schön leuchtend goldgelb färben und dann wie die Blätter von Laubbäumen abfallen. Die Nadeln sind in dichten Büscheln angeordnet und weich. Ihre Zapfen sind klein, rundlich und oft findet man vom Vorjahr Äste mit vielen Zäpfchen dran am Boden liegend.

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Lärchenzweig im Sommer
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Junge Lärchenspitzen – „Lärchen-Maiwipferl“
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Lärchenzweig im Winter

Wacholder – Juniperus communis

Dieser ist ein Strauch, kein Baum. Sehr stachelig! Oft sind die Früchte – sog. Beerenzapfen – das ganze Jahr über zu sehen, da sie 2 Jahre am Strauch verbleiben: erst sind sie grün und im 2. Jahr bekommen sie mit der Reife eine „blaue“ Färbung (d.h. eigentlich sind sie schwarz mit einer weißen Bereifung, was die ganze Frucht bläulich erscheinen lässt.)

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Wacholder

8. Douglasie – Pseudotsuga menziesii

… Ist zwar nicht heimisch (ursprünglich aus Nordamerika), wird aber oft angepflanzt und sind genauso für den Waldtee verwendbar – daher habe ich sie mit beschrieben. Sie hat sehr weiche Nadeln, welche im Gegensatz zur Tanne auf beiden Seiten grün sind und herrlich zitronig duften. In der Rinde befinden sich (je nach Art) oft Harzblasen, die man mit dem Fingernagel ausdrücken kann… Die Zapfen der Douglasie sind auch länglich, aber eher oval, also nicht so lang wie die der Fichte. An der Außenseite jeder Schuppe schaut die sog. Deckschuppe dreizipfelig weit hinaus, was finde ich immer etwas zerfleddert und lustig aussieht.

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Douglasienzweig, Oberseite
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Douglasienzweig, Unterseite (Der Farbunterschied zwischen der Ober- und Unterseite der Nadeln ist eigentlich kaum vorhanden und sieht nur hier am Foto so aus …

Zubereitung Nadelwaldtee

Nadeln und kleine Zweige können grundsätzlich das ganze Jahr über geerntet werden (nur bei den Lärchen empfiehlt sich naturgemäß eine Ernte in den Sommermonaten, sonst hat man nur Zweige ohne Nadeln…).
Am Besten ist es, immer frisch zu sammeln, erstens weil bis auf Lärche eh alles das ganze Jahr frisch verfügbar ist, zweitens weil durchs trocknen einfach Geschmack verlorengeht.. Zusätzlich kann es spannend sein, den sich übers Jahr ändernden Geschmack zu beobachten.
Dieser Tee hilft beim entspannen, unterstützt das Immunsystem und die Atemwege und zaubert einen Hauch von Wald in die Räumlichkeiten, in denen sich der herrliche Duft schon beim Kochen verbreitet.

  • Die gesammelten Ästchen oder Nadeln kleinschneiden mit heißem Wasser aufsetzen (max. 70°c damit sich die ätherischen Öle weniger verflüchtigen)
  • 10 – 20 Minuten zugedeckt ca. bei der Temperatur stehen lassen
  • abseihn
  • genießen!

Varianten / Ideen

1, Süßer Nadelwald:
Wer mag kann mit Honig süßen (am stilechtesten natürlich mit Waldhonig).


2, Zitroniger Nadelwald:
wer die zitronige Note (zumindest bei Douglasie) hervorheben möchte, kann natürlich auch noch zusätzlich etwas Zitrone dazugeben…


3, Nadelwaldmilch:
Auch Milch (egal ob tierisch oder pflanzlich) passt dazu.


4, Orientalisch:
mit ein paar Stücken Ingwer und/oder Kurkuma. Ergibt eine gelbe Farbe und schmeckt auch sehr gut. Nebenbei doppelt gut fürs Immunsysthem.


5, Russisch/Skandinavisch:
mit Chaga. Das ist ein von außen schwarzer sehr harter Pilz, der an Birkenstämmen wächst und vor allem in den skandinavischen und slawischen Ländern seit alters her verwendet wird, um das Immunsystem zu unterstützen, sowie gegen alle möglichen Gebrechen bis hin zu Krebs. Er enthält Unmengen an Antioxidantien, laut einem norwegischen Kollegen 1000x mehr als die antioxidativste Pflanze. Ob das leicht übertrieben ist oder nicht, sei dahingestellt (nachdem das hier jetzt nicht das Haupttema ist, habe ich keine weiteren Nachforschungen betrieben…). Am Besten als Pulver zusetzen, damit die Inhaltsstoffe besser aufgeschlossen werden.


6, Frühlingsnadelwald:
sammelt einfach die frischen, saftigen, weichen, hellgrünen „Maiwipferl“ dafür! Das sind die jedes Jahr neu dazukommenden Triebe, welche Anfangs hellgrün und weich sind und übers Jahr dann mit der Zeit dieselbe mehr oder weniger dunkelgrüne Farbe bekommen, wie die Nadeln am Rest des Baumes.

7, Sommernadelwald:
Das ganze schmeckt auch als kalte Erfrischung mit Eiswürfeln und einer Scheibe Zitrone.


8, Herbstnadelwald:
mit Thymian! Perfekt in der Erkältungs- und Hustenzeit zum Vorbeugen.


9, Winternadelwald:
wer möglichst viel vom enthaltenen Vitamin C erwischen will, sammelt am besten im Winter, weil zu dieser Jahreszeit der Gehalt davon am höchsten ist!


Tipp: Achtung! Vorm sammeln eventuell die Zuständigen fragen, wenn man nicht selbst im Besitz eines Waldes ist oder ein Nadelgebüsch im Garten hat!

Hier sind die giftigen immergrünen nicht für den Tee verwendbaren:

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Thujazweig – Thuja occidentalis
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Eibenzweig mit Blüte – Taxus baccata

Viel Freude beim ausprobieren!

Mit Kräuter – Grüßen Maria-V. Fischer
gepr. Aroma – und Kräuterpraktikerin, Kräuterpädagogin, Käserin

PS: Meine Tipps dienen lediglich der fachlichen Information, der Inspiration und zum neugierig machen auf ein spannendes Themengebiet. Sie enthalten keine medizinische Information oder gar Heilhinweise und ersetzten keinen Besuch bei Arzt oder Apotheke! Daher übernehme ich keine Haftung für irgendwelche Schäden welcher Art auch immer.

PPS: Alle verwendeten Bilder in meinen Tipps sind von mir fotografiert oder gezeichnet (außer, ich weise extra darauf hin), besteht Interesse an deren Verwendung, bitte gerne bei mir melden!