Auf der Suche nach Pilzen verlaufe ich mich selten. Aber zugegeben, es gibt einen Wald, der mir besondere Achtsamkeit abverlangt: Der Kaiserwald im Süden der Steiermark. Wer im Kaiserwald unterwegs ist, sollte gut darauf aufpassen sich nicht zu verlaufen. Das Gebiet ist sehr weitläufig und bietet keine eindeutigen Orientierungspunkte. Dieser Wald zählt zu den wenigen Wäldern, wo mich die Pilze schon mehrmals ganz schön in die Irre gelockt haben. Und wenn man sich dort erstmal verlaufen hat, ist es äußerst schwierig wieder an den Ausgangspunkt zurückzukommen. Auf der anderen Seite ist dieses Gebiet jedoch lohnend, vor allem im Herbst. Denn: Parasole und Safranschirmlinge gibt es hier in rauhen Mengen. Und das Gebiet ist ausgesprochen groß, so dass sich die Wege der Schwammerlsucher hier nur selten kreuzen.

Das letzte mal, als ich mich hier verlaufen habe, war ich alleine unterwegs. Gleich neben dem Ausgangspunkt, wo ich das Auto geparkt habe, standen die ersten zehn Parasole. Nachdem ich diese geschnitten und gleich ins Auto gelegt hatte, bin ich erwartungsvoll kosgestartet. Ein paar Regentropfen mahnten mich zur Eile. Ein paar Gräben runter und rauf, ein paar Parasole hier und dort, und schon war es geschehen. Durch den Nebel und das Regenwetter konnte ich mich nicht am Stand der Sonne orientieren und wurde mir zunehmend unsicherer was den Rückweg betraf. Und als der Regen stärker wurde, war ich gezwungen mich unter einem Hochstand unterzustellen. Im Wissen darum, dass es nicht gerade ideal ist abzuwarten, wenn der Tag sich dem Ende neigt.

Den stärkeren Regen in Kauf nehmend, machte ich mich die Richtung haltend (um nicht im Kreis zu laufen) wieder auf um irgendwo aus dem Wald rauszukommen. Nach geraumer Zeit kam ich auf eine Lichtung. Der Regen ging in ein leichtes Tröpfeln über und vor mir lag eine Lichtung. Sogar die Sonne blinzelte kurz durch die Wolken. Irgendwoher vernahm ich die Geräusche eines Traktors. Diesen folgend traf ich im Wald einen Bauern aus der Region, der mir den Rückweg erklärte. An diesem Punkt möchte ich auf die Wichtigkeit hinweisen, sich einen markanten Bezugspunkt am Ausgangsort zu merken. Denn: wie sollte der Bauer sonst wissen, wo ich hin möchte?

Für meine zukünftigen Touren im Kaiserwald werde ich auf alle Fälle einen Kompass mitnehmen. Den der Kompass am Handy ist in so einer Situation weder vertrauenswürdig noch ausreichend. Das weiß ich heute aus Erfahrung.

Letztendlich bin ich wieder bei meinem Auto herausgekommen. Aber das Beste an dieser Story: 50 m vom Auto entfernt habe ich noch einen riesigen Fliegenpilz gesehen. Aus reinem Interesse und ob seiner beeindruckenden Größe bin ich noch durch ein Gebüsch zu diesem vorgedrungen und habe gleich daneben eine Gruppe von acht Herrenpilzen entdeckt. Und das, obwohl diese in dem Gebiet eher selten sind. So gesehen war dieser Ausflug am Ende trotz aller Widrigkeiten doch noch ein Erfolg, der mein Sammlerherz höher schlagen ließ.

Abschließend daher mein Rat: Wähle einen klaren Ausgangspunkt wenn du tiefer in den Kaiserwald vordringen möchtest. Und versichere dich von Anfang an des Rückwegs, vor allem wenn du das Gebiet noch nicht so gut kennst!