Wenn einer in der Verwandtschaft so bekannt und berühmt ist wie der Reishi (Glänzender Lackporling, Ganoderma lucidum), dann finden die restlichen Familienmitglieder oft nur schwerlich die ihnen gebührende Beachtung. Einer dieser engen Verwandten ist der Flache Lackporling (Ganoderma applanatum). Ein Pilz der mich sehr angenehm anspricht. In seiner Gegenwart fühle ich eine wärmende Gemütlichkeit und Ruhe. Er riecht bei der Verarbeitung auch mild und angenehm, fast ein wenig süßlich, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Seine rötlich braune, matte Kruste ist auf der Oberseite mit einer charakteristischen Schicht aus Sporenstaub belegt. Das erinnert mich irgendwie an Kakao. Meistens finde ich ihn ja selbst, aber Ende August habe ich ein paar wunderschöne Exemplare von einem Bekannten erhalten. Dieser hat eine Baumschnittfirma und meldet sich immer wieder einmal bei mir, wenn er interessante Baumpilze auf seinem Schnittgut vorfindet. Dieser Flache Lackporling stammt aus dem Areal eines Altersheims am Rosenberg und ist auf einem Ahorn gewachsen.
Eines seiner Merkmale, ist seine leicht eindrückbare Kruste. Der Flache Lackporling sieht dem Wulstigen Lackporling recht ähnlich und die beiden sind nicht immer einfach voneinander zu unterscheiden. Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal hierbei sind die zapfenförmigen Wucherungen an der Unterseite, die für den Flachen Lackporling ebenfalls typisch sind. Es handelt sich hierbei um die Galen der Pilzfliege (Agathomyia wandkowiczi).
So einen Fund zu verarbeiten ist nicht einfach, da sitze ich schon einmal ein paar Stunden dabei. Obwohl: Der Flache Lackporling ist sehr angenehm zu verarbeiten. Im Gegensatz zum Zunderschwamm (da habe ich beim Schneiden danach öfters Blasen an der Hand), oder zum Rotrandigen Baumschwamm. Der erste Schnitt ist auch beim Lackporling noch etwas schwieriger, wegen seiner Kruste, da nehme ich noch die Säge oder ein gutes Brotmesser, aber je kleiner die Teile werden, desto leichter läßt er sich immer weiter teilen. Am Ende kann man die kleinen Stücke schon mit der Hand zupfen. Einen Teil dieses Fundes habe ich kleingeschnitten und getrocknet, um ihn später als Sud verwenden zu können.
Die Verwendung als Sud
Für einen Sud gebe ich eine Handvoll Stücke in einen Topf mit ca. 1 bis 1 1/2 Liter Wasser und koche diesen 15 Minuten aus. Danach seihe ich den Sud ab und trinke ihn über den Tag verteilt. Die ausgekochten Stücke kommen in ein leeres Gurkenglas, das ich wieder mit frischem Wasser fülle und in den Kühlschrank stelle. Am nächsten Tag, oder nach ein paar Tagen, schütte ich diese wieder in den Topf und fülle den wieder auf 1 bis 1 1/2 Liter Wasser auf. Diesmal koche ich ihn fünf Minuten länger aus. Danach kommen die ausgekochten Stücke in den Kühlschrank. Das wiederhole ich mit dem Flachen Lackporling locker 5 mal und öfters.
Das Ansetzen einer Tinktur
Getrocknete Stücke setze ich mit 40 % Alkohol an, frische Stücke (wie in diesem Fall) mit 60 % Alkohol. Ich persönlich nehme Weingeist und einen Anteil Grappa zum dynamisieren. Alchemistisch gesehen ist der Wein etwas besonderes (Der Wein und das Gold ist dem Menschen hold), von daher ist es gut mit Grappa oder Weinbrand zu arbeiten. Meine Tinkturen lasse ich immer mindestens 3 Monate ziehen, manche sogar jahrelang. Das Abfiltrieren ist ebenfalls etwas langwieriger. Nach dem ersten Absieben und Abfiltrieren lasse das Glas die letzte Woche ruhig stehen (in dieser Zeit setzt sich wieder ein feiner Satz am Boden ab) und ziehe diese dann mit einem dünnen Schlauch ab (wie der Bauer seinen Wein aus dem Fass). Dann lasse ich dieses Glas wieder ein paar Tage stehen und wiederhole das Ganze bis zu vier mal. Den Rest filtriere ich mit einem Büchnertrichter und Filter ab. Ich habe auch schon mit einer Zentrifuge versucht die letzten Reste zu filtrieren, aber ich denke dass das Abziehen mehr der Ruhe der Natur entspricht (also in der Folge die Wirkung eher beruhigend, befriedend ist) als ein mechanisches Verfahren.
Der Dualauszug
Wenn ich die übrig gebliebenen Stücke mit der Tinkturenpresse ausgepresst habe, koche ich diese im Anschluss noch Stundenlang aus (heißer Wasserauszug) und reduziere ihn am Ende ein (auf ein Drittel des Volumens vom Alkoholauszug). Den Prozess des Filtrierens wiederhole ich mit dem erhaltenen Sud. Wenn dieser einigermaßen klar ist mische ich den Alkoholauszug mit dem Heißwasserauszug zusammen.
Egal welche Zubereitung: Ich verwende immer alle Teile des Pilzes, also die Kruste (darin befinden sich vorwiegend die Steroide), das innere des Fruchtkörpers (dieser beinhaltet eine unüberschaubare Anzahl an Triterpenen) und die Röhrenschicht (in dieser finden sich die höchsten Gehalte der Triterpensäuren).
Welche Wirkungen schreibt man dem Flachen Lackporling zu?
Laut TCM zerstreut er Wind und beseitigt Feuchtigkeit und schützt Niere und Leber. Es wird ihm eine positive Wirkung auf das herz-Kreislauf-System und das Immunsystem zugeschrieben. Er soll die Atemorgane unterstützen sowie Nerven und Augen stärken.
Ich persönlich verwende ihn deshalb auch dazu, meine Leber, meine Niere und meine Augen zu stärken. Der Pilz tut mir gut und steigert mein Wohlbefinden deutlich. Aber meine persönliche Sympathie dem Flachen Lackporling gegenüber beruht auch auf seine friedliche Ruhe, die er auf mich ausstrahlt. Von der Signatur her für mich dem Jupiter / Pluto zuzuordnen.
Wie aktuelle Studien ergeben haben, senkt das wässrige und auch das alkoholische Extrakt den Harnsäurespiegel im Blut und beide erhöhen die Harnsäurekonzentration im Urin. Es wurden auch vier Wirkstoffe identifiziert, die mutmaßlich für seine herausragende Effekte bei Hyperurikämie (krankhaft erhöhter Harnsäurespiegel im Blut) verantwortlich sind. (Im Tierversuch war ein deutlich die Harnsäure senkender Effekt bei Dosierungen von 30 bis 120 mg Dualextrakt pro kg Körpergewicht beobachtet – schreibt Philip Rebensburg in seinem Buch Gesund mit Heilpilzen).
Was man ihm sonst noch zuschreibt: Schmerzstillend, antibakteriell, effektiv bei Pilzinfektionen, Senkung des Cholesterien- und Blutzuckerspiegels, Reduzierung von Diabetesfolgerscheinungen (Arteriosklerose der kleinen Blutgefäße), Stärkung des Immunsystems, positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, gegen Erschöpfung und Schlafstörung sowie begleitend bei Krebs- und Tumortherapie.
Alle hier gemachten Erfahrungen, Tipps, und so weiter ersetzen natürlich nicht den (guten) Arzt oder Apotheker. Außerdem gilt wie immer bei mir: Glaubt mir nichts, überprüft alles!
Ob der Reishi nun besser als der Flache Lackporling ist, diese Frage stellt sich am Ende gar nicht.Der Flache Lackporling ist dem Reishi wahrscheinlich von den Inhaltsstoffen her sehr ähnlich (wenn auch in geringerer Konzentration), er hat aber auch seine eigenen Vorzüge und Qualitäten. Außerdem sammle ich lieber selbst in der Umgebung meiner Region, einer Natur die mir viel näher ist, anstatt auf Pilzpulver und Extrakten aus dem mir fernen China zurückzugreifen. Obwohl der Reishi hierzulande auch gezüchtet wird, findet sich in käuflichen Präparaten selten heimische Ware (weil sich das preislich nicht ausgeht). Aber als Liebhaber einer freien und unverfälschten Natur bevorzuge ich ohnehin die wild wachsende Variante des Flachen Lackporlings. Also ab in die Pilze. Das hält fit, gesund und zerstreut Sorgen in schwierigen Zeiten.
Klaus-Josef
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